Pfaffenhofener Kurier vom Dienstag, 21. September 2010 Stücke, die einfach passierenScheyern (mo) Exotische Instrumente und eine ganz besondere Art, Musik zu machen: Mit seinem Soloauftritt eröffnete Klangkünstler Martin Kälberer im Scheyrer Prielhof
die zweite Veranstaltungsreihe von Kleinkunst im Gewölbe. "Ich freue mich, euch mein neues Soloprogramm ,Between The Horizon‘ vorstellen zu dürfen", sagte Kälberer. Rund 160 Menschen kamen in das Gewölbe des Prielhofs, um den Musiker zwei Stunden lang live auf der Bühne zu erleben.
Ein
Akkordeon zum Reinblasen: Klangkünstler Martin Kälberer präsentierte im
Gewölbe in Scheyern "Der Abend wird heute einen kleineren Wortanteil als sonst haben", sagte Kälberer und begann, auf seinen oft exotischen Instrumenten zu spielen: Mandola, Kalimba oder das Vibrandoneon, eine Art Akkordeon zum Blasen – bei jedem neuen, unbekannten Instrument reckte das Publikum gespannt die Hälse, um einen Blick auf den Klangkünstler zu erhaschen. "Das sieht oft aus wie zusammengebastelt", sagte Kälberer und zog ein Instrument aus zwei zusammengeklebten Elektroinstallationsrohren hervor. "Und genau so ist es." Der Klangkünstler ist auf Reisen, im Internet oder bei seinen Musikerkollegen auf der Suche nach neuen, spannenden und vor allem exotischen Instrumenten. "Alles kann zum Instrument werden, man muss es nur erkennen." Er selbst spiele auch auf Großmutters Topfdeckel oder alten Fässern. Immer neue, noch fremdartigere Instrumente stellte Kälberer dem Publikum vor: "Ich habe so viele musikalische Sachen mitgebracht, wie ich tragen konnte." Etwa ein Metallinstrument, das Hang, groß wie ein Wok und in der Form einem Ufo ähnlich ist. "Es hat mich sehr viel Geduld und Gelassenheit gekostet, das Hang spielen zu können." Eine weitere Besonderheit an Kälberers Auftritt im Gewölbe des Prielhofs war – abgesehen von den exotischen Instrumenten – seine Art ein Musikstück zu bauen: Obwohl Kälberer allein auf der Bühne stand, verzichtete er komplett auf Play-back-Musik. Zunächst spielte der Klangkünstler einen Rhythmus, etwa auf dem Tamburin. Dann tippte er kurz mit dem Fuß auf eine Taste am Boden, nahm somit die Musik auf und spielte sie als Dauerschleife wieder im Hintergrund ab. "Das erleichtert mir mein Tun doch sehr", so Kälberer. Er selbst könne derweil ein neues Instrument spielen, das wiederum aufnehmen und sich somit nach und nach ein ganzes Stück auf der Bühne zusammenbauen. An genau festgeschriebene Noten hält sich Kälberer bei seinen Soloauftritten nicht: "Das sind Stücke, die passieren einfach." Er habe längst aufgegeben, die Lieder so zu spielen, wie sie ihm einst eingefallen sind. Es sei immer wieder eine schöne Überraschung, was bei seinen Auftritt am Ende für Musik herauskomme. "In den meisten Fällen gibt es aber ein glückliches Ende." Von Martin Moser |