Pfaffenhofener Kurier vom Samstag, 17. November 2009

Viele Glücksmomente für die Zuhörer

Duo präsentiert in Scheyern Jubiläumsprogramm mit alten und neuen Songs

Scheyern (hac) Mit ihrem unterhaltsamen, aber auch nachdenklich stimmenden
Jubiläumsprogramm fesselten Werner Schmidbauer und Martin Kälberer fast
drei Stunden lang die begeisterten über 400 Zuhörer in der ausverkauften Mehr-
zweckhalle in Scheyern.

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Werner Schmidbauer (rechts) und Martin Kälberer sind ein sehr gut aufeinander
eingespieltes Duo.In der Scheyerer Mehrzweckhalle begeisterten sie die über
 400 Zuhörer. - Foto: Hartmuth

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Mit einem "Pubertätsblues" hat Schmidbauers Bühnenkarriere vor 32 Jahren begonnen. Seit zwölf Jahren tritt er (Gitarre, Mundharmonika und Gesang) mit Kälberer (Keyboard, Gesang, Mandoline und ein umfangreiches Percussion- und Instrumentenrepertoire) gemeinsam auf. Ein sehr gut aufeinander eingespieltes Duo, das durch die unterschiedlich
en Charaktere der beiden Profimusiker fasziniert: Schmidbauer reißt die Zuhörer gleich zu Beginn des Konzerts als lockerer Entertainer mit lustigen, romantischen und kritischen Geschichten aus dem Alltag und als ideenreicher, bayerischer Songwriter mit. Kälberer verschmilzt dagegen ruhig und konzentriert mit der Musik und begeistert als musikalisches und experimentierfreudiges Allroundgenie. Seine außergewöhnliche usikalität trägt erheblich zu der musikalischen Qualität des Konzerts bei, das eine Mischung aus alten und brandneuen Stücken ist.

Wie schnell die Zeit auch die Musiker einholt, zeigt sich bei dem Lied "Offen heit" , das Schmidbauer vor vielen Jahren für eine Zielgruppe geschrieben hat, zu der er mittlerweile selber gehört. Er kritisiert die nach außen coolen, lässigen Leute, ohne Leidenschaft, Offenheit und ehrliche Betroffenheit. Nachdenklich ist auch "I bleib steh", ein ruhiges Lied mit sehr schöner Melodie, in dem er rät, "nicht immer mit dem Haufen zu rennen". "Lasst euch net jagen", ruft er unter tosendem Applaus in den Saal. Den Puls der Zeit trifft Schmidbauer auch bei "Am liabst’n daad i jetz", wo er die unendlich vielen Möglichkeiten der heutigen Gesellschaft beschreibt.

Begeisterte Zwischenrufe und einen Riesenapplaus erntet hier Kälberer für sein trickreiches Spiel mit der Loopmaschine, mit der er nacheinander verschiedene Rassel- und Trommelrhythmen aufnimmt und dann dazu auf dem Keyboard improvisiert. Auch bei der Ballade "Felder voller Gold" über die Faszination von Schmidbauers Heimat in Bad Aibling spielt sich Kälberer bei dem Intro mit viel Fantasie und virtuos frei. Einen ungewöhnlichen Ausflug in die karibische Klangwelt macht er bei seinem selbst komponierten Stück "Hang". Hang ist eine geschlossene Blechschale, die mit den Händen geschlagen schwingende Töne erzeugt. Dass Kälberer aber auch ohne Instrument das Publikum zu Beifallsstürmen hinreißen kann, zeigt er beim Fotznplattler "Daugn", wo er die keltisch-bajuwarische Form des Plattelns mit den Fingern schnipsend und den Wangen als Klangkörper praktiziert.

Eine Kalimba – ein afrikanisches Daumenklavier, das an den Klang einer Spieluhr erinnert, zieht er passend zu dem Stück "Glück ghabt" aus seinem Instrumentenpark. Denn Schmidbauer hat das Lied nach einem Kernsatz seiner Tochter getextet, die wie die meisten Kinder die Glücksmomente viel öfters spürt als die Erwachsenen. Ein genialer Kontrast dazu der Jammerblues "Mei geht’s uns heit wieder schlecht". Herrlich wie Schmidbauer hier das Publikum als "akustische Klagemauer" aktiv mit einbezieht. Beeindruckend sind auch die Stücke "A Liad" im fetzigen Sambarhythmus, "Herobn" – eine zweistimmige Liebeserklärung an die Bergwelt oder ganz neu und rockig "Momentensammler". Die Zuhörer sind total begeistert, trommeln mit den Füßen, pfeifen und erklatschen sich zuletzt noch zwei Zugaben. Denn bei dem sehens- und hörenswerten Konzert geben die beiden sympathischen Vollblutmusiker und Liedermacher allen viele Glücksmomente mit auf den Weg.